Die kalte Jahreszeit hält Einzug und sorgt für kürzere Tage und fröstelnde Temperaturen auf dem Thermometer. Auf der Suche nach Futter oder einem Winterquartier verirren sich wieder vermehrt Igel im Garten. Obwohl es vielleicht verlockend erscheint, den kleinen Wildtieren unter die Arme zu greifen, ist es nicht empfehlenswert, vorbehaltlos Igel zu füttern.
Beobachte den Igel aus der Ferne, aber halte dir stets in Gedanken: Ein Igel ist ein Wildtier. Eine angelernte Abhängigkeit vom Menschen ist kontraproduktiv.
Warum soll ich Igel nicht unbedingt füttern?
Igel sind faul. Wenn du ihnen jeden Tag Futter anbietest, werden sie abhängig von dir und stelle ihre eigene Futtersuche ein. Eine unausgewogene Ernährung sind die Folge, die zu Krankheiten führen kann.
Selbst wenn es dir noch so schwer fällt, die ach so putzigen Tierchen nicht zu füttern, sorgst du damit für ein natürliches Gleichgewicht. Leider mangelt es in der Bevölkerung an der notwendigen Kenntnis.
Laut Fachmeinungen ist eine Vielzahl an Igeln bereits an die Fütterung durch den Menschen gewohnt. Für Igel hat die Abhängigkeit vom Menschen allerdings einige Nachteile:
- Eine Fehlernährung hat problematische Auswirkungen auf die Gesundheit eines Igels. Infolge der fehlerhaften Fütterung kommt es neben schweren Verdauungsstörungen zu Erkrankungen des gesamten Magen-Darm-Systems sowie in Einzelfällen zu Fehlbildungen.
- Gerade Jungtiere bauen schnell ungesunde Abhängigkeiten zum Menschen auf. Durch die fehlende Auslebung des Jagdtriebs verlernen die Tiere die Insektensuche. Eine langfristige Überlebenschance ist somit nicht gegeben.
- Die Nutzung von unsachgemäßen Fütterungsbehältern führt im schlimmsten Fall zur Übertragung von Infektionen. Eine regelmäßige Reinigung ist aus hygienischen Gründen wichtig.
- Ein landläufiger Irrglaube sorgt regelmäßig für Probleme bei der Fütterung. Milchprodukte sind zwar nicht giftig für Igel, münden aufgrund starker Intoleranzen bei schweren Verläufen im Tod.
- Besonders gefährlich für Igel ist die Verwerfung des natürlichen Zyklus. Der Winterschlaf ist für Igel lebensnotwendig, da natürliche Nahrungsquellen in Wäldern, Grünflächen und Gärten versiegen. Durch die künstliche Fütterung ist dieser Zyklus gestört, da keine Nahrungsmittelknappheit besteht.
Merke:
Die Fütterung für Igel ist unter Fachleuten nicht gern gesehen. Allerdings spricht der Gesetzgeber kein grundsätzliches Verbot für die Fütterung von Igeln aus. Der Grund hierfür liegt in der Existenz zahlreicher Ausnahmesituationen, in denen die Wildtiere auf unsere Unterstützung angewiesen sind.
Wann ist die Fütterung von Igeln notwendig – Ausnahmesituationen im Überblick
Obwohl du gut daran tust, Dich zuliebe der Gesundheit der Wildtiere an den geltenden Grundsatz zu halten, gibt es einige Ausnahmesituationen.
Füttere Igel nur in Ausnahmensituationen, wenn:
- die Jungtiere im Spätherbst das Winterschlaf-Zielgewicht von 500 – 700 g nicht erreichen
- die Igel früher aus dem Winterschlaf erwachen
- sie Schwächesymptome zeigen
Begibt sich ein Igel in Deinem Garten auf Nahrungssuche, gibt dir die Größe des Igels Aufschluss darüber, ob eine Fütterung notwendig ist. Idealerweise bringen Alttiere knapp 1.000 Gramm auf die Waage, Jungtiere wiegen zwischen 500 und 700 Gramm.
Insofern du keine Waage zur Hand hast, ermöglichen dir andere Faktoren die Bewertung des Tiers. Achte daher auf folgende Verhaltensmuster und Körpermerkmale:
- Igel sind nachtaktiv und begeben sich nur in Notsituationen bei Tag auf die Nahrungssuche
- Achte auf eingefallene Augen und eine Einbuchtung auf dem Kopf
- Untergewichtige Igel weisen eine birnenförmige Körperform auf
Achtung:
Die hier gelisteten Faktoren greifen erst, wenn sich natürliche Nahrungsquellen für Igel dem Ende zuneigen und eine natürliche Gewichtszunahme ausgeschlossen ist.
Eine Zufütterung ist dann notwendig, wenn zwei oder mehr Stichpunkte zutreffen. Igel begeben sich wahlweise und abhängig von den klimatischen Bedingungen Anfang Oktober oder November in den Winterschlaf.
Die Art der Fütterung ist abhängig vom Zeitraum. Während dir die Fütterung von Igeln während des Herbsts im Garten möglich ist, muss die Fütterung im Winter durch häusliche Pflege erfolgen.
Methoden zur Fütterung in Ausnahmesituationen
Gerade bei der Fütterung im Garten ist es schwierig, pflegebedürftige Igel von gesunden Wildtieren zu unterscheiden. Da das freiliegende Futter andere Igel anlockt, ist es ratsam, Pflege-Igel mit einer unauffälligen Markierung zu versehen.
Nutze etwa Nagellack, um einige Stachel mit einer Farbe zu markieren. Nach der Fütterung des besagten Igels ist dir so die Beseitigung des überflüssigen Futters möglich.
Merke:
Auffangstationen für Igel sind über Igel-Hotlines erreichbar. Sie unterstützen Dich bei der Pflege und nehmen das Tier zur weiterführenden Aufpäppelung in ihre Obhut.
Eine Futterstelle im Garten lockt weitere Tiere wie Füchse und Katzen an. Achte daher auf die Konzeption der Futterstelle, um räuberische oder ungebetene Tiere fernzuhalten.
Da Marder oder Ratten in etwa die Größe von Igeln besitzen, lässt sich die Futterstelle nicht vollkommen absichern. Entferne restliches Futter daher nach jeder Fütterung, um keine unerwünschten Wildtiere anzulocken.
Als Futterhaus selbst eignet sich etwa eine niedrige Holzkiste mit einem kleinen Eingangsloch (Größe 10 x 10 Zentimeter). Ein Stein oder ein anderer beschwerender Gegenstand sorgt für Stabilität und Standfestigkeit.
Das Futter selbst füllst du dabei in einen Futternapf. Achte darauf, dass stets Wasser in einem separaten Napf bereitsteht. Beachte bei der Fütterung zudem folgende Punkte:
- Verschiebe den Futterplatz von Zeit zu Zeit, da Igel sich an ihren Fressstellen erleichtern
- Besitzt die Futterstelle einen Boden, ist eine regelmäßige Reinigung notwendig
- Reinige den Futter- und Wassernapf nach jeder Fütterung
Was trinken und fressen Igel?
Igeln zählen wie Katzen zu den strengen Karnivoren. Igel ernähren sich in der Natur ausschließlich von fleischlicher Nahrung wie Insekten, Schnecken, Regenwürmern, Käfern oder Spinnen. Pflanzliche Nahrung ist Gift für den Verdauungstrakt der stacheligen Wildtiere.
Entgegen des landläufigen Glaubens, verzehren Igel zudem keine Nüsse oder Samen. Siehe von der Fütterung folgender Lebensmittel daher ab:
- Rosinen
- Nüsse
- Bananen
- Äpfel
- Samen
- Obst und Gemüse
Aufgrund der Nahrungspräferenzen ist ein hoher Gehalt an tierischen Eiweißen sowie ein relativ hoher Fettanteil der Nahrung notwendig. Kohlenhydrate sind nur bedingt verwertbar, strebe daher einen möglichst niedrigen Wert an. Gelegentlich kannst du Haferflocken dem Igelfutter untermischen.
Besonders geeignet für die Igelfütterung ist etwa qualitatives Katzenfeuchtfutter. Es entspricht den natürlichen Anforderungen eines Igels und versorgt ihn mit allen notwendigen Nährstoffen.
Info:
Im Fachhandel ist spezielles Igelnassfutter erhältlich. Allerdings liegen laut Analysen keine qualitativen Vorteile zu Katzennassfutter vor.
Verzichte allerdings auf Katzentrockenfutter. Oftmals ist das Futter mit pflanzlichen Komponenten gestreckt, was den Anteil an Kohlenhydraten künstlich aufbläht.
Dies geht zulasten der Darmflora des Igels, was die Entstehung von Durchfall oder Verdauungsstörungen zur Folge hat. Auch ein Zahnverlust oder die Bildung von Zahnstein sind im Bereich des möglichen.
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Dauer der Zufütterung
In der Wildbahn nimmt ein Jungtier pro Herbsttag knapp 5 Gramm Gewicht zu. Das entspricht einer Zunahme von 150 Gramm pro Monat. Ein 350 Gramm schwerer Igel benötigt einen Monat, um das notwendige Gewicht für den Winterschlaf zu erreichen.
Eine Zufütterung beschleunigt die Zunahme drastisch. Hier ist eine Zunahme von bis zu 15 Gramm pro Tag im Bereich des möglichen. Abgemagerte Igel von 350 Gramm erreichen mit Deiner Hilfe binnen 10 bis 15 Tagen das notwendige Gewicht.